Gemeinsame Erklärung Wasserstoffinfrastruktur

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Am 30. Juni 2023 fand das 2. Spitzengespräch Wasserstoff unter Beteiligung des GAV statt.

„Energie aus Wasserstoff wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Wasserstoff aus erneuerbaren Energien – und so effizient wie möglich. Denn Baden-Württemberg will bis 2040 klimaneutral sein“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

Für Umwelt- und Energieministerin Thekla Walker ist Wasserstoff ein Treibstoff für eine klimaneutrale Industriegesellschaft. Baden-Württemberg als führendes Industrieland muss bei der Versorgung daher von Beginn an dabei sein.

Bei diesem Spitzengespräch wurde die Gemeinsame Erklärung: Wasserstoffinfrastruktur für Baden-Württemberg offiziell vorgestellt, die unter anderem von den Stakeholdern des Fachdialogs Wasserstoffinfrastruktur - und damit auch dem GAV - unterzeichnet wurde.

Inhalte und Forderungen der „Gemeinsamen Erklärung“

Unterstützung der notwendigen Anbindung an das bundesdeutsche und internationale Wasserstoffnetz.

Berücksichtigung des Wasserstoffbedarfes der Industrie und der Back-up-Kraftwerke bei der bundesdeutschen Planung.

Die Planungen basieren auf der aktuellen Wasserstoffbedarfsabfrage (=> Newsletter „GAV-09 Wasserstoff-Bedarfserhebung für Baden-Württemberg“).

Kritikpunkte

Die gemeinsame Erklärung erwähnt ausschließlich grünen Wasserstoff (Herstellung mittels Elektrolyse unter Verwendung von regenerativ erzeugtem Strom). Dies ist für das Zieljahr 2040 der für Baden-Württemberg angestrebten Klimaneutralität sinnvoll. In einer Übergangsphase ist die Verwendung von bewährten Technologien wie Dampfreformierung in Kombination mit der Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff (blauer Wasserstoff) notwendig. Weitere, alternative Verfahren wie Methanpyrolyse (türkiser Wasserstoff) befinden sich in einem fortgeschrittenen technischen Entwicklungsstand, d.h. der Übergang von Demonstrationsanlagen in den kommerziellen Betrieb ist für die nächsten Jahre geplant. Auch der Import von gelbem Wasserstoff (Elektrolyse unter Verwendung von Strom aus (französischen) Kernkraftwerken) ist technisch möglich und wird diskutiert. Das Ignorieren dieser treibhausgasarmen Wasserstoff-Erzeugungstechnologien steht nicht im Einklang mit von der Landesregierung erklärten Technologieoffenheit.

Energieintensive Unternehmen wie Zement- und Kalkwerke benötigen nicht nur große Mengen an treibhausgasneutralem Wasserstoff, sondern auch eine parallele CO2- Entsorgungsinfrastruktur. In Bayern und Baden-Württemberg sind in diesem Segment 45 Standorte mit rund 11 Mio. t CO2-Emissionen betroffen. Eine gemeinsame Betrachtung von Wasserstoff und prozessbedingten CO2-Emissionen ist notwendig.

Bemängelt wird auch ein fehlendes, integriertes Energiekonzept. Beim Hochlauf der Erneuerbaren und beim Ausbau der elektrischen Infrastruktur ist ein integrativer Ansatz erforderlich (Strom, Gas/H2, Wärme). Wenn regional die Kapazität der elektrischen Infrastruktur punktuell nicht ausreicht, um das Potential der Erneuerbaren Erzeugungsanlagen aufzunehmen, kann der regenerativ erzeugte Strom über Elektrolyseure in Wasserstoff umgewandelt und anschließend gespeichert oder in das bestehende Gas-Verteilnetz eingespeist werden.

Für die Wirtschaft ist bezahlbarer Wasserstoff zum Erhalt der Standorte und damit der Arbeitsplätze notwendig. Das Einbringen von wirtschaftspolitischen Aspekten in die bereits im Vorfeld innerhalb der Ministerien abgestimmten, gemeinsame Erklärung durch die Wirtschaftsverbände war nicht möglich. Das Land wird den Fachdialog Wasserstoffinfrastruktur fortführen. Im Rahmen dieses Dialogs werden die Wirtschaftsverbände die vorgenannten Kritikpunke einbringen.

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